Exkursion der GSA-Medienscouts zur Medienscout-Convention nach Duisburg
Es begann mit einer Geschichte, die viele vielleicht noch im Ohr haben: den angeblichen „Bettwanzenalarm“ in Paris. Wochenlang machten die Bilder von befallenen Matratzen und Kinositzen die Runde, Nachrichtenportale berichteten, Menschen gerieten in Sorge – und brachen auch vielleicht geplante Reisen zu den olympischen Sommerspielen in Paris 2024 ab. Dass hinter der Geschichte und der ganzen Aufregung eigentlich eine russische Desinformationskampagne steckte, bekamen die meisten Menschen gar nicht mehr mit. Eine moderne Fabel der digitalen Zeit – und zugleich der perfekte Einstieg in die diesjährige Medienscouts-Convention in Duisburg, die unter dem Motto „Quelle: Vertrau mir“ stand und die Bettwanze als Logo verwendete.
Leider nehmen diese Art der Geschichten nur zu – seien es Fake News aus den USA, wie dass Flüchtlinge dort die Hunde und Katzen essen oder dass Charlie Kirk ein Konservativer und nicht bekannter Rechtsextremist war – oder eben die stets wiederkehrenden russischen Desinformationskampagnen.
Was also tun? Hier kommen die Medienscouts ins Spiel, die als Multiplikatoren der nächsten Generation Medienkompetenz beibringen sollen. Mit dabei: Frederike Münz, Juris Hilger und Justus Keller, Medienscouts am Gymnasium Siegburg Alleestraße, die bald die Ausbildung der nächsten Generation an Scouts beginnen. Begleitet wurden diese von Medienscout-Beratungslehrer Hans Klein.


Moderiert wurde die Veranstaltung von Vanessa Meisinger, bekannt aus dem Kinderfernsehen von Toggo, die charmant und zugleich nachdenklich durch den Tag führte. Mit dabei waren über 500 Medienscouts aus ganz NRW, die sich an dem landesweiten Projekt der Landesanstalt für Medien beteiligen – insgesamt sind es bereits 1200 Schulen, die Medienscouts ausbilden und so aktiv zu mehr Medienkompetenz beitragen.
Ein besonderes Highlight war der Auftritt von Fabian Grischkat, Contentcreator, Filmemacher und Aktivist, der eindrucksvoll zeigte, wie Social Media einerseits Raum für Kreativität, andererseits aber auch für gezielte Desinformation bietet. Mit persönlichen Geschichten und eindrucksvollen Beispielen aus seiner Arbeit erklärte er, wie Propaganda, Fake News und gezielte Empörungskampagnen heute über Plattformen wie TikTok und YouTube wirken.
Sein Appell an die Jugendlichen war klar: Wartet nicht, bis andere gegen Lügen ankämpfen – fangt selbst an, sie mit Wahrheit zu bekämpfen! Auch Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesmedienanstalt NRW, betonte in seiner Rede die gesellschaftliche Bedeutung dieses Engagements.
Die Medienscouts, so Schmid, seien ein „unverzichtbarer Bestandteil einer funktionierenden Demokratie“, weil sie Mitschülerinnen und Mitschüler sensibilisieren und dabei helfen, kritisches Denken zu fördern. Frau Dr. Birte Güting vom Ministerium für Schule und Bildung NRW zeigte sich beeindruckt von der Dynamik der Jugendlichen und lobte die nachhaltige Wirkung des Projekts.
Auf der Bühne diskutierten anschließend Dilara Uludag, Charlyne Urner, Alexandra Wichert sowie Medienscouts der Heinrich-Böll-Gesamtschule über ihre Erfahrungen im Kampf gegen Falschinformationen.

Sie berichteten, wie schwierig es manchmal ist, zwischen Meinung und Manipulation zu unterscheiden, und wie wichtig es ist, dabei selbst Ruhe und Faktenbewusstsein zu bewahren und wie man erfolgreiche Projekte gestalten kann. Dass das Thema aktueller denn je ist, zeigte ein Blick auf den Bad Bot Report 2025: Bereits 63 Prozent des weltweiten Internet-Traffics werden inzwischen von Bots erzeugt – der Großteil davon von schädlichen Programmen, die gezielt Fehlinformationen verbreiten. Allein Russland soll laut eigenen Angaben 1,4 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr für Medien und Propaganda ausgeben, um Demokratien zu destabilisieren und zu delegitimieren. Hierbei können Demokratinnen und Demokraten natürlich nicht einfach zu schauen. Und die Medienscouts sind es, die ihren Teil dazu beitragen, die Lügen mit Wahrheit zu bekämpfen. Und vielleicht sind sie damit die beste Antwort auf das Motto der Convention – denn Vertrauen muss man sich verdienen, jeden Tag, auch im Netz.
(Text: Klein, Fotos: Klein)