Neue Unterrichtsmethoden
Wer sich auf die Suche nach der erfolgversprechenden Unterrichtsgestaltung begibt, wird schnell im Dschungel der leicht 100 verschiedenen methodischen Varianten, die alle den Anspruch auf Aktualität erheben können, untergehen und verzweifeln. Bleibt man da doch besser bei den alt bewährten Formen der letzten Jahrzehnte?
Unsere Schüler und Schülerinnen – und damit auch ihre Lehrer – sehen sich heute mit veränderten Erwartungen und Herausforderungen konfrontiert: Neue Rahmenbedingungen wie die verkürzte Schulzeit sowie Schlüsselqualifikationen und Kompetenzen, die aus den Bildungsstandards hervorgehen, erfordern reflektierte unterrichtsmethodische Orientierungen und Neu-Ausrichtungen. Hierbei gibt es nicht die eine allen anderen überlegene Methode. Grundsätzlich jedoch verändert sich der Unterricht hin zu schüler- und handlungsorientierten Formen mit den Zielen der individuellen Förderung, des „Lernen Lernens“, der Erziehung zur Selbstständigkeit sowie der Stärkung von kommunikativen, sozialen und Problemlösungskompetenzen.
Auch wenn in den verschiedenen Fächern naturgemäß unterschiedliche Unterrichtsmethoden und Arbeitsformen eingesetzt werden, so lassen sich doch fächerübergreifend unter dem Sammelbegriff des Eigenverantwortlichen Arbeitens (EVA) Techniken zusammenfassen, die zu selbstständigen Arbeitsformen wie Projektarbeit oder Stationenlernen anleiten. Sie verlangen von den Kindern ein hohes Maß an Eigenständigkeit und methodischer Disziplin, ermöglichen dabei aber vor allem ein individuelles Lerntempo und stärken Eigeninitiative, Teamfähigkeit sowie Präsentations- und Organisationskompetenz. Curricular fest implementiert ist etwa im Deutschunterricht der Jahrgangsstufe 7 eine Projektarbeit zu einem der Unterrichtsthemen des Jahres. Zum Standard des Geschichtsunterrichts gehört das Stationenlernen ebenso wie Wochenpläne im Fremdsprachenunterricht. Wichtig in diesen Zusammenhang sind schließlich auch unser erprobtes Mentorensystem und das Förderkonzept „Schüler helfen Schülern“.
In den MINT-Fächern des Differenzierungsbereichs findet regelmäßig Projektarbeit zu einem Unterrichtsthema eines Schuljahres statt. In der Jahrgangsstufe 8 des Informatikunterrichtes programmieren die Schüler*innen im Rahmen eines Projektes ein interaktives Computerspiel. Fest im Curriculum der Biologie implementiert sind das Projekt zur Drogen- und Suchtprävention in der Jahrgangsstufe 8, das Projekt zur Sexualerziehung in der Jahrgangsstufe 9 und eine Projektarbeit in der Q2 zu einer neurobiologischen Erkrankung.
Im Fach Geographie–Physik wird der Computer als schwerpunktmäßiges Lern”instrument” u.a. bei der Auswertung von Satellitenbildern eingesetzt. Der Einsatz neuer Medien beim Erlernen von Präsentationstechniken gehört zum Standard.
Qualitätssicherung (siehe auch Kapitel 400 Evaluation)
Ein Schulprogramm bildet nicht den Rahmen, der einer ausführlichen Diskussion des Qualitätsbegriffes im Bildungswesen angemessen wäre. Dennoch sollen zumindest wesentliche Aspekte des Begriffs „Qualität“ umrissen werden, die es in Schule zu sichern gilt. Anschließend soll kurz dargelegt werden, auf welche Aspekte des Begriffs die Fokussierung erfolgen soll.
Auf den verschiedenen Ebenen von Schule spielt immer Qualität im Sinne des “miteinander Umgehens” eine entscheidende Rolle, ebenso wie Sozialkompetenz, Führungskompetenz, Leitungsqualifikationen und -qualitäten auf allen Ebenen (Lernende – Lernende; Lehrende – Lehrende, Leitende – Leitende; Lernende – Lehrende usw.), da durch sie erst das Funktionieren des Gesamtsystems ermöglicht wird.
In diese Kommunikationsqualitäten ist entsprechend auch der Umgang mit den außerschulischen Partnern und deren Umgang mit Schule, die Kommunikation mit dem Schulträger, der Schulaufsicht usw. einzubeziehen. Diese Qualitäten werden hier aber nicht näher betrachtet werden können.
Administrative Kompetenzen und Qualitäten sind ebenfalls nur zum Teil im Schulprogramm zu erfassen, zumindest dort, wo sie nicht mehr operationalisierbar sind. Ungeachtet dessen sind sie steter Gegenstand des Schulalltags und werden vor allem im Gespräch fortlaufend evaluiert und dort, wo dies möglich ist, optimiert (Ergebnisoptimierung, Prozessoptimierung, Zeitoptimierung u.a.). Zum Thema „Fortbildungen“ sei auf den entsprechenden Abschnitt verwiesen.
Der fachliche Bereich des Unterrichts lässt sich demgegenüber und auch vor dem Hintergrund von zu erwerbendem Wissen und Kompetenzen seitens der Lernenden gemäß verschiedener Standards operationalisieren und evaluieren.
Die Fachkonferenzen beraten regelmäßig über die Fortentwicklung des Curriculums, beziehen eigene Erfahrungen ein und nutzen Gelegenheiten zur Fortbildung zum Beispiel im Bereich neuer Unterrichtsmethoden, eigenverantwortlichen Arbeitens usw. In den Fächern der Zentralen Prüfungen und der Lernstandserhebungen (s. dort) finden zusätzliche Rückmeldungen statt, ebenso über Klassenarbeiten und Klausuren, die zum Teil parallelisiert, gemeinsam vorbereitet und ggf. kreuzkorrigiert werden. In einigen Fachschaften ist es üblich, gerade Klausuren, deren Ergebnisse im unteren Bereich der Notenskala angesiedelt sind, von Kollegen oder Kolleginnen gegenlesen zu lassen.
Facharbeiten wurden und werden unterrichtlich oder projektartig vorbereitet. Sie dienen in besonderem Maße der Einführung in Formen und Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens. Hier reagiert die Schule einerseits auf die zunehmende Praxis der ungekennzeichneten Zitation, andererseits auf die ebenfalls nicht immer vorhandenen Fähigkeiten, die für die Erstellung einer Facharbeit gefordert werden müssen.
Zur Qualitätssicherung gehört auch die institutionalisierte Reflexion über die zentralen Prüfungen (ZP 10, Abiturprüfungen und auch Lernstandserhebungen, s. dort).
Fachcurricula
In einem fortlaufenden, intensiven Beratungsprozess werden jährlich die schulinternen Fachcurricula von den Fachkonferenzen überprüft, weiterentwickelt und den Vorgaben des Ministeriums für Schule und Weiterbildung – besonders im Hinblick auf den achtjährigen Bildungsgang am Gymnasium – angepasst. Mit den Schülern und Schülerinnen sowie den Eltern werden in den Fachkonferenzen die kompetenzorientierten Lehrpläne und Bewertungskriterien diskutiert und erörtert sowie abgestimmt. Diese sind auch auf unserer Homepage nachzulesen.
Begabtenförderung und Hochbegabtenförderung
Es gibt kein anerkanntes Testverfahren, das es uns erlauben würde, Hochbegabte von den Schülern und Schülerinnen zu unterscheiden, die man früher einfach als für das Gymnasium geeignet bezeichnet hätte; diesbezügliche Methoden, die in anderen Schulen zur Anwendung gelangen, haben uns nicht überzeugt.
In der Praxis sind wir bemüht, besonders begabte Schüler und Schülerinnen im Alltag wahrzunehmen, wobei die Expertise der Unterrichtenden und – da es sich sehr oft um höhere Klassenstufen handelt (EF, Q1; Q2 ist ein Sonderfall wegen der Imminenz des Abiturs) –, die Bündelungskompetenz der Oberstufenverwaltung eine gewichtige Rolle spielen. Gespräche mit den in Rede stehenden Schülern und Schülerinnen und den Erziehungsberechtigten ergeben ein Gesamtbild, vor dessen Hintergrund eine Empfehlung ausgesprochen wird. Diese Empfehlung berücksichtigt neben der reinen „akademischen Performanz“ die Persönlichkeit des Applikanten, sein artikuliertes Vertrauen in seine Lernfähigkeit(en), seine Kreativität, seinen Willen zum selbstverantworteten Lernen im Rahmen einer gesellschaftlich akzeptierten Leistungskultur. Grundsätzlich legen wir den Erziehungsberechtigten – wenn der Eindruck eines in Anbetracht der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes überzogenen elterlichen Ehrgeizes entsteht – die Frage vor, ob denn die Verkürzung bzw. Einschränkung von Kind- bzw. Schüler-Sein wirklich wünschenswert sei. Wir verfahren hier keineswegs restriktiv, wissen aber, dass es neben „Beschleunigung“ und „performance“ Werte gibt, die es zu berücksichtigen gilt.
Zur Zeit befinden sich keine Schüler und Schülerinnen der SII in Fördermaßnahmen, die als „Große Drehtür“ bezeichnet werden. Gleichwohl verlaufen Informationsaustausch und Kooperation mit den außerschulischen Partnern – Universität Bonn, Universität Köln und Hochschule Rhein-Sieg – ertragreich.
Im sprachlichen Bereich und hausintern sind wir in der Lage, unseren sprachlich begabten Schülerinnen/Schülern das Cambridge Certificate und DELF (hier sogar „preiswürdig“) anzubieten.
Projektunterricht – Schwerpunkt der Förderung in der Sekundarstufe I
Seit dem Schuljahr 2012/13 findet für (Hoch-)begabte Schülerinnen und Schüler Projektunterricht einmal wöchentlich statt und bedeutet keine zusätzliche Belastung. Die Schüler verlassen in einer dritten Stunde den regulären Unterricht und gehen in der Folgestunde in ihre Klasse zurück. Durch das Doppelstunden-Prinzip können sie sich wieder in das laufende Fach einklinken und die versäumte Stunde leicht nachholen. Die Teilnahme am Projektunterricht – sie erfolgt auf Empfehlung und Einladung – versteht sich als Belohnung und wertschätzendes Angebot für wissbegierige Schülerinnen und Schüler. Im Projektunterricht wurden bisher beispielsweise Themen wie „Der Weltraum“, „Sinneswahrnehmung bei Mensch und Tier“, „Menschen mit Behinderung“ und „Abfall“ untersucht.
Unter Projektunterricht verstehen wir dabei eine ganzheitliche und integrative Lernform, bei der fächerverbindend gearbeitet wird. So steht grundsätzlich ein großes Thema als Basis am Anfang eines Projektes. Dieses Thema zieht Teilaspekte nach sich, welche aus ganz unterschiedlichen Bereichen stammen. Die starren Fächergrenzen werden also überwunden. Sie ermöglicht das „sich-damit-auseinandersetzen”.
Außerdem verbinden wir ganz konkret weitere Aspekte, Methoden und Ziele mit dieser Unterrichtsform:
- Lebens- und Situationsbezug
- Integration außerschulischer Lernorte
- selbst organisiertes, selbständiges Lernen
- kooperative Lernformen, soziales Lernen
- Produkt- und Ergebnisorientierung
- Methodenkompetenz in einer Vielfalt von Methoden
- Motivation zum Lernen
- Kompetenzorientierung
Lernerfolg
Die begleitende Lehrkraft leistet vor allem Hilfestellung beim Planen, bei der Vermittlung von Methoden, beim Bewusstmachen gruppendynamischer Prozesse und der Art der Ergebnispräsentation.
Durch den zeitlichen Umfang der Projekte sammeln die Schülerinnen und Schüler Erfahrungen, die im herkömmlichen Unterricht weitestgehend ausbleiben, wie zum Beispiel das Lernen an Fehlern, das eigenverantwortliche Ver- und Einteilen von Arbeit sowie das Erlernen von Geduld und Ausdauer.
Besondere Bedeutung kommt in der Projektarbeit der Präsentation zu. Am Ende muss ein Ergebnis vorhanden sein, das der “Öffentlichkeit” (Mitschülern, Eltern, Tag der offenen Tür) vorgestellt wird. Die Schülerinnen und Schüler erhalten auch hier nach erfolgreicher Präsentation ihrer Ergebnisse ein Zertifikat.
Thematisch orientieren sich die Projekte an den Interessen der Schülerinnen und Schüler und können allein, zu zweit und in kleineren Gruppen jahrgangsübergreifend und selbständig bearbeitet werden. Außerdem werden die Schülerinnen und Schüler im Projektunterricht auf Wettbewerbe, Akademien und Praktika vorbereitet. Ziel ist es, sowohl den MINT als auch den geistes- und gesellschafts-wissenschaftlichen Bereich abzudecken. Da jedoch die meisten Wettbewerbe, Akademien und Praktika eher im MINT-Bereich angeboten werden, liegt hier ein besonderer Förderschwerpunkt. Im Projektunterricht werden somit die Schülerinnen und Schüler besonders auf MINT-Angebote aufmerksam gemacht und entsprechend gefördert.