Sven-Felix Kellerhoff zu Gast am GSA
Die jüngere deutsche Geschichte ist geprägt von Momenten, die tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt sind – Momente des Schreckens, des Schocks, aber auch des politischen Umdenkens. Einen intensiven Einblick in diese Thematik erhielten die Stufen EF und Q1 des Gymnasiums Siegburg Alleestraße, als Sven-Felix Kellerhoff, Autor zahlreicher Bücher und Leitender Redakteur Geschichte der WELT-Gruppe, in der Aula zu Gast war.
Mitorganisiert und ermöglicht wurde dieser besondere Besuch durch die Konrad-Adenauer-Stiftung, die seit vielen Jahren in einigen Projekten mit der Schule eng zusammenarbeitet, um politische Bildung anschaulich und aktuell zu gestalten. So kam Sven-Felix Kellerhoff auch in Begleitung von Prof. Dr. Martin Reuber, der als Vertreter der Stiftung die Verbindung zwischen Wissenschaft, Politik und Schule betonte.


In seinem Vortrag stellte Kellerhoff das „Phänomen Terrorismus“ in den Mittelpunkt – egal ob von rechts, von links oder islamistisch motiviert. Dabei spannte er den Bogen von den Anschlägen und Geiselnahmen bei den Olympischen Spielen 1972 in München über die dramatische Flugzeugentführung nach Mogadischu 1977 bis hin zum Oktoberfest-Attentat 1980 und weiteren Ereignissen bis in die jüngere Zeit. Besonders eindrücklich war sein Hinweis darauf, dass diese Taten nicht nur zahlreiche Opfer forderten, sondern auch Überlebende bis heute an ihren Folgen leiden und politische Weichenstellungen in der Bundesrepublik mitprägten.
Mit eindrucksvollen Bildern erinnerte Kellerhoff an Szenen, die viele aus den Geschichtsbüchern kennen, aber auch an Ereignisse, die inzwischen fast vergessen sind – wie die Geiselnahme von Entebbe 1976. Immer wieder betonte er, dass hinter jeder Schlagzeile menschliche Schicksale stehen, während Täter verblendeten Ideologien folgten und dabei bereit waren, rücksichtslos über Leichen zu gehen.
Dass Kellerhoff sich so detailliert mit diesen Themen befassen kann, liegt auch an seiner intensiven Recherchearbeit: Für seine Bücher, darunter sein aktuelles Werk zu den „Stammheimer Prozessen“ gegen die Führungsriege der RAF, hat er nicht nur mit Zeitzeugen gesprochen, sondern auch Zugang zu bislang unveröffentlichten Prozessakten und Geheimdienstberichten gehabt.

Schon während der Präsentation hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen und eigene Fragen zu stellen – und nutzten diese auch rege. So wurde die Begegnung nicht nur zu einer historischen Rückschau, sondern auch zu einer lebendigen Auseinandersetzung mit der Frage, wie gefährlich Ideologien sein können, wenn sie in Terror umschlagen – beispielsweise jüngst auch durch die NSU-Mordserie.
Für die Schulgemeinschaft war der Besuch ein wertvoller Beitrag zur politischen Bildung: Er zeigte eindrücklich, dass Geschichte nicht nur Vergangenes erzählt, sondern bis heute nachwirkt.
(Text: Klein, Fotos: Klein)