Kunst-Exkursion der Q2 ins Düsseldorfer K21

Raus aus der Schule, rein ins Museum. Auch hier tobt zwar nicht wirklich das echte Leben. Aber dafür ist hier alles echt: echt wertvoll, echt teuer, echt einmalig. Beginnen wir von vorn. „Künstlerische Sichtweisen und Haltungen zwischen Distanz und Nähe“ sind Thema des Zentralabiturs in diesem Jahr. Unter diesem Aspekt ist das Werk von vier verschiedenen Künstlern zu untersuchen, darunter der olle Rembrandt (1606-1669) und, etwas zeitgemäßer, Christian Boltanski, geboren 1944. Boltanski, gebürtiger Franzose, beschäftigt sich mit dem Holocaust. Oder allgemeiner: mit dem Phänomen kollektiver Erinnerung, mit Vergessen und Tod. In seinen Installationen versammelt er Objekte der Kindheit und Relikte unbekannter oder verstorbener Personen, er legt geheimnisvolle Archive an und rekonstruiert (fiktive) Biographien.  Da er international bekannt ist, finden sich seine Arbeiten auch in deutschen Museen, z.B. in Düsseldorf. Dort beherbergt das K21 (das K steht für Kunstsammlung, die Zahl für das 21. Jahrhundert) beispielsweise die Installation „El Caso“ von 1988. Sie besteht aus 40 Fotografien, 40 Keksdosen und 52 Lampen, dazu kommen Kabel und jede Menge Leintücher, letztere fein säuberlich gefaltet und aufgereiht in Holzregalen. El Caso (»Der Kriminalfall«) heißt eine spanische Boulevardzeitung, die ihre sensationshungrigen Leser mit der detaillierten Beschreibung von Verbrechen versorgt. Daraus stammen die an den Wänden befestigten Fotografien von Frauen, Männern und Kindern, die – ohne Unterscheidung – sowohl Opfer als auch Täter zeigen. In den Blechdosen wiederum sind die Fotografien der Tatorte aufbewahrt. Die Leinentücher in den Regalen lassen an Leichenschauhaus und Gerichtsmedizin denken.

„Das war Anlass genug, um nach Düsseldorf zu fahren“, erklärt Kunstlehrerin Meike Jansen.

„Die Schülerinnen und Schüler sollten einen direkten Eindruck vom Werk Boltanskis bekommen und zugleich das Haus mit seinen zahlreichen Künstlerräumen auf eigene Faust erkunden.“ Versteht sich, dass diese Faust lerntechnisch auch ein Aufgabenblatt erhielt, das ausgefüllt werden musste. Ausgerüstet mit Papier, Stift und Handykamera durchstreifte die 20köpfige Gruppe das frühere Landtagsgebäude (ehemals „Ständehaus“), das erst 2002 nach einem aufwendigen Umbau zum Museum wurde. „Es war beeindruckend, Kunstwerke im Original zu sehen, die wir im Unterricht nur als Reproduktion kennengelernt haben“, meint Anastasia. Einige der ausgestellten Arbeiten haben sie überrascht, weil sie „etwas zeigten, womit ich in einem Museum nicht gerechnet hätte.“ Schade nur, dass die begehbare Netzkonstruktion von Tomas Sareceno in der riesigen Glaskuppel gesperrt war. Trotzdem lautete das Fazit bei allen: Ein echtes Erlebnis. (ml. April 2017 / Fotos: Jansen)

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