Berlin als Schauplatz des diesjährigen deutsch-polnischen Schüleraustauschs
Was ist eigentlich Europa? Den meisten fällt hier gleich die deutsch-französische Freundschaft ein, welche ein Motor der europäischen Integration war und ist. Doch nicht nur Frankreich ist ein entscheidender Nachbar, sondern auch Polen. Im Unterschied zu Frankreich bleiben es noch viel zu oft Vorurteile, die über unseren historisch verbundenen Nachbarn in Umlauf sind. Um diese abzubauen gibt es auch am Gymnasium Siegburg Alleestraße betreut von den Lehrkräften Andrea Heinzen und Holger Burda einen Polenaustausch.
„Beim Aufbruch nach Polen erleben wir auch häufiger noch leichte Skepsis oder Vorurteile, ob es einem dort gefallen könnte. Am Ende sind die Schülerinnen und Schüler oft genug tottraurig, dass das besondere Erlebnis endet.“, erklärte Holger Burda über seine bisherigen Erfahrungen, beispielsweise bei dem Besuch des polnisches Ortes Kreisau vor einem Jahr.
Dieses Jahr traf man sich mit den interessierten Gymnasiasten der Partnerschule aus Bunzlau, 45km von der deutsch-polnischen Grenze entfernt, jedoch in Berlin. Finanziert wurde dies unter anderem auch durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk und dem Partnerschaftsverein der Stadt Siegburg. In der Bundeshauptstadt selbst begab sich die insgesamt 20-köpfige Schülergruppe dann auf Suche nach dem typisch Deutschen und typisch Polnischen. Zu beiden Fragen hat die Spreemetropole in ihrer bunten Geschichte einige Antworten zu bieten.
Berlin zeigte sich während des fünftägigen Programms von seiner sonnigsten Seite, sodass der Besuch eines historischen Bunkers als willkommene Abkühlung wahrgenommen wurde – bei 10 °C erkundeten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam die Unterwelten Berlins. Besonders einprägsam beschrieben die Jugendlichen den Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen sowie die Erfahrungen im Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Neben den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten wie Alexanderplatz oder Brandenburger Tor, gestalteten sich die Schülerinnen und Schüler ihre ganz persönliche Erinnerung im Bode Museum. Der Workshop „Ausdrucksstark!“ ließ die Teilnehmer schnell erkennen, dass Sprache nur eine Möglichkeit der Kommunikation ist. Auch innerhalb der Gruppe verdeutlichte sich dies während der Woche, kleinere Sprachschwierigkeiten ließen sich beispielsweise beim Besuch des Deutschen Bundestags im Anschluss problemlos klären. Die zuvor befürchtete Sprachbarriere erwies sich schnell als gefahrlose, überwindbare Bodenwelle. Die Jugendlichen tauschten sich innerhalb der Woche über kleine Besonderheiten im Alltag bzw. Klischees aus und kamen zu dem Schluss, wirklich „typisch“ sei doch keiner. Abgesehen vielleicht von den traditionellen Pierogi am letzten Abend, polnische Nudelteigtaschen, die allen schmeckten. Viele neue Freundschaften, Verständigung und das Entdecken von Gemeinsamkeiten: Ist das nicht der Kern Europas? (Text hk, ah)