Konrad Heberle gewinnt zum dritten Mal und darf nun beim Landeswettbewerb starten
Jeder von uns hat schon einmal auf einem Treppchen gestanden, andere hinter sich gelassen, die eigenen Stärken öffentlich gezeigt. Aber Konrad Heberler, aus der Klasse 6B des Gymnasiums Siegburg Alleestraße ist schon ein besonderer Sieger: Er hat im Zuge des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Börsenvereins bereits drei Mal gebangt, dann stolz den Kopf gehoben, das oberste Treppchen erklommen, die Siegerurkunde in Empfang genommen und damit die Fahrkarte zur nächst höheren Wettbewerbsebene gelöst. 600.000 Schülerinnen und Schüler nehmen jährlich an dem Wettbewerb teil, Konrad ist einer von Ihnen. Aber nur wenige, genauer gesagt, immer nur einer gewinnt und darf sodann das Bündel schnüren, die nächste Lektüre im Gepäck die Reise zur nächsten Runde antreten.
Gerade bereitet sich Konrad für den Landeswettbewerb am 23. Mai im Bücherhaus am Münster in Neuss vor, der die besten Vorleser*innen aus ganz NRW versammelt und bei dem erneut die Frage gestellt wird: „Wer ist beim Vorlesen der/die Beste im ganzen Land?“
Wie wird denn herausgefunden, ob man ein begnadeter Vorleser ist? Natürlich erkennt man schnell, ob jemand vorlesen kann oder ob man einem Stammler lauscht, dessen Laute sich im Gehirn der Zuhörer einfach nicht zu einer Geschichte verbinden wollen, doch der Wettbewerb hat ein festes Reglement: Jede Runde des Vorlesewettbewerbs beginnt mit dem Vorlesen einer jeweils eingübten Textstelle aus einem Wahlbuch. Hier versuchen die Teilnehmer*innen ihre Stärken auszuspielen: Kichernde Trolle wechseln sich mit knurrenden Wölfen ab, naive Elfen gelangen in mysteriöse Welten, deren finstere Geheimnisse sie besser nicht erkundet hätten.
Die Jury hört aufmerksam zu, bewertet den Vortrag aber auch die Auswahl der Textstelle an sich. Dann wird es spannend: Ein Fremdtext betritt den Raum. Keiner der Leser weiß, was jetzt erwartet wird, welche Gefahren, Stolperstellen, Chancen sich für den Stimmeinsatz ergeben. Wieder lauschen die Jurymitglieder, versuchen Schwachstellen im Vortrag herauszufiltern. Sie wägen ab, manchmal gibt es ein Stechen!
Als guter und geübter Vorleser ist man gewappnet: Das Herz rast nicht aufgeregt durch eine imaginäre Achterbahn und doch ist da eine gewisse Aufregung. Konrad kann selbstbewusst in den Wettbewerb starten. Aber die Spreu ist ja bereits auf der ersten Ebene, dem Schulwettbewerb abgesiebt worden. Als Schulsieger startete Konrad in den Wettbewerb gegen jene, die an anderen Schulen Siegburgs, Troisdorfs, Eitorf usw. gewonnen hatten.
Beim Regionalwettbewerb sind die kleineren Körner abgefischt worden und im Bezirkswettbewerb blieben nur die großen Brummer übrig. Delikat erscheint da die Landesrunde des Wettbewerbs, bei der doch nur Spitzenköche die brodelnde Luft der Vorlese-Küche betreten.
Welche geheime Zutat haben die anderen Teilnehmer in ihrem Köcher? Es bleibt abzuwarten, ob Konrad auch hier wieder das passende Gewürz findet und gezielt einzusetzen vermag, um allen einen besonderen Hörschmaus zu servieren.
Ob er gewinnen wird oder nicht, ist nur am Rande entscheidend, denn die Fähigkeiten, die Konrad Heberler besitzt und im Rahmen des Wettbewerbs weiter ausgebaut hat, werden ihm im Laufe des Lebens Türen öffnen. Er hext sie einfach auf!
(Text: Anke Braun, Foto: Gerdemie Stiefel, Anke Braun)