Gedenkstättenfahrt nach Weimar 2025
Vom 4. bis zum 7. April 2025 – fast genau zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald durch die amerikanischen Truppen – machte sich wieder eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des GSA begleitet von den Lehrerinnen Andrea Heinzen und Barbara Lütz auf den Weg nach Weimar, um sich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte und den Folgen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Ermordung auseinanderzusetzen. Die etablierte Gedenkstättenfahrt am GSA ist in diesem Jahr nur durch großzügige Spenden des Lions Club Siegburg Löwensterne und des Kreiskatholikenrates Rhein Sieg möglich gewesen.
Am ersten Tag der Reise beschäftigten sich die EF-Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Nationalsozialismus im Allgemeinen und erarbeiteten während eines Stadtrundgangs durch Weimar dessen besonderer Rolle im NS.


Der Höhepunkt des Tages war der Besuch einer Kinovorstellung der Dokumentation „Kinderblock 66 – Return to Buchenwald“ und das anschließende Zeitzeugengespräch mit dem 93-jährigen Überlebenden des KZ Buchenwalds, Naftali Fürst, der das titelgebende Zitat des Artikels brachte und alle Exkursionsteilnehmer damit sichtlich berührte.
Naftali Fürst, der 1932 geboren wurde, stammt aus einer jüdischen Familie, die in Bratislava lebte. Über mehrere Arbeits- und Konzentrationslager wurden er und sein älterer Bruder 1945 aus dem KZ in Auschwitz nach Buchenwald verschleppt, wo sie in den Kinderblock 66 kamen und wo Naftali die Befreiung am 11.April 1945 erlebte. Die Familie Fürst gehörte zu den wenigen jüdischen Familien, die den Holocaust überleben: im Sommer 1945 fanden sich die beiden Brüder und die Eltern wieder und emigrierten später gemeinsam nach Israel.
Mit diesen intensiven Eindrücken aus dem Zeitzeugengespräch und gut vorbereitet durch den Workshop am vorhergegangenen Tag, machte sich die Gruppe samstags auf den Weg nach Buchenwald, um dort mit eigenen Augen den Ort aus den Berichten kennenzulernen.
Obwohl nur noch einige wenige Gebäude des 1937 errichteten Konzentrationslagers stehen, sind die Eindrücke doch immer wieder erdrückend. Die Besuchergruppe betritt das KZ Buchenwald durch das Tor, dessen Aufschrift ein Inbegriff für die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten geworden ist. Das Leid der Menschen, die dort inhaftiert wurden, bleibt unvorstellbar – so wie die Grausamkeit der Täter.
Der Besuch wird bestimmt von gegensätzlichen Eindrücken: die Besichtigung der Pathologie und des Krematoriums, die die fürchterliche Unausweichlichkeit des Todes verdeutlichen und dem gegenüber stehen die Überreste der sogenannten Goethe-Eiche, die, wie aus vielen Erzählungen der Überlebenden bekannt ist, ein Ort der Hoffnung war.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler die Frage nach Schuld und Verantwortung in einem gemeinsamen Workshop. Wie kann und muss eine demokratische Gesellschaft mit den Tätern verfahren? Was kann man tun, damit so etwas nie wieder geschieht?
Nach diesen sehr intensiven Tagen der Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen, bleibt die Antwort von Naftali Fürst: „Die Leute sollen nur die Wahrheit sagen. Sie haben es gesehen und gehört – das sollte man behalten.“
(Text: Heinzen, Lütz, Fotos: Heinzen, Lütz)