„Tag der Philosophie“ löst Diskussionen in der Pausenhalle aus
Ein Zugwaggon löst sich. Knarrend setzen sich die Rädern in Gang, er rollt bergab. Nimmt immer mehr Fahrt auf. Unten sind fünf Bauarbeiter auf dem Gleis, bemerken nichts von der Gefahr und hören nicht die Warnrufe der Umstehenden. Zu diesen Beobachtern gehört man selbst – doch man hat eine Möglichkeit, die andere Menschen nun nicht haben. Man hat einen Hebel, mit dem man den Streckenverlauf verändern kann. Dies würde den außer Kontrolle geratenen Waggon auf ein Nebengleis umlenken – dort arbeitet jedoch auch eine Person. Die Entscheidung ist also scheinbar einfach: Legt man den Hebel um, rettet die fünf und opfert dabei den einen – oder legt man den Hebel nicht um. Dieses klassische philosophische Szenario, genannt das Trolley-Problem (Straßenbahn-Problem), wurde auf der ganzen Welt verschiedensten Menschen vorgelegt, ob alt, jung, Mann, Frau, atheistisch, christlich, muslimisch – und nun auch den Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Siegburg Alleestrasse im Rahmen der Präsentationen zum „Tag der Philosophie“ am 16.November.
Schülerinnen und Schüler des Lehrers Steffen Ritzmann verteilen Fragebögen zu diesem Thema und im Foyer werden philosophische Fragen diskutiert.
Doch dies ist nur eine von vielen – denn die „erste Wissenschaft“, wie Aristoteles die Philosophie nannte, wurde hier von den Kursen der Fachlehrer in ihrer Mannigfaltigkeit mitten in der Pausenhalle dargestellt. Was ist schön, was ist hässlich und wieso? Haben wir einen freien Willen? Ist der Mensch nichts anderes als ein Mängelwesen? Und was heißt überhaupt „Philosophie“? Durch die anschaulich bestückten Stelltafeln konnten die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in das Fach gewinnen.
Das Ergebnis weltweit zum Trolley-Problem fällt übrigens über alle Kulturen hinweg ziemlich gleich aus: Den Hebel sollte man eher umlegen. Doch warum ist das so? Weil fünf Leute zu retten immer besser ist als einen? Wie aber würde man handeln, wenn die eine Person auf dem Abstellgleis ein kleines Mädchen ist? Oder wenn man jemanden vor den Waggon stoßen müsste, um den Waggon anzuhalten? In beiden Fällen bleibt das Verhältnis 5 zu 1, doch die Ergebnisse weichen stark ab. Manchmal sind es die Fragen, die die Menschen zu Philosophen machen. (Text hk / November 2017 /Fotos: H. Klein)