Zwei Schülergruppen berichten
Philipp Weinert, Josias Kort
Nach der kürzlich geschlossenen Partnerschaft zwischen der Helios-Klinik Siegburg und dem Gymnasium Siegburg Alleestraße wurde diese in diese am 15.5.2023 durch den Besuch von Frank Möller im evangelischen Religionskurs der Q1 sinnvoll genutzt.
Frank Möller, Leiter des Bildungszentrums an der Helios-Klinik Siegburg, ist verantwortlich für die Ausbildung von Pflegefachkräften. Er selbst besitzt langjährige Erfahrungen als Krankenpfleger.
Der Religionskurs von Frau Niemeyer hatte im Vorhinein die Möglichkeit Fragen zu stellen, auf welche Herr Möller im gemeinsamen Gespräch antwortete.
Diese Fragen bezogen sich auf das Unterrichtsthema „Tod und Sterben“ und beinhalteten hauptsächlich palliative und klinische Behandlung, Organspende und Ethik im Umgang mit Sterbenden.
Jedoch berichtete er auch von zahlreichen persönlichen Erfahrungen in Bezug auf das Thema Tod und Sterben, wodurch ein besonders tiefer Einblick in die Geschehnisse dieses komplexen Themas ermöglicht werden konnte.
Insgesamt wurde den Schülern durch das Gespräch ein interessanter Blickwinkel von jemanden mit Erfahrungen aus erster Hand geboten, wodurch viele Fragen beantwortet wurden sowie neue Sichtweisen entstanden sind.
Dies alles wurde durch die Partnerschaft zwischen der Helios-Klinik Siegburg und dem Gymnasium Siegburg Alleestraße ermöglicht.
Linda Frohnenberg, Dorothea Lochmann
(…) Frank Möller klärte uns darüber auf, dass sogar 50% der Menschen im Krankenhaus sterben und nicht, wie wir vermuteten, 40%. Zudem erzählte er, dass es einen Sterbeprozess gibt, an dessen Ende man kein Bewusstsein, keinen Herzschlag mehr hat, sowie nicht mehr auf Reize reagiert. Um den Tod genau festzustellen würde der Verstorbene noch weitere zwei Stunden auf Station bleiben, da dann erst die Totenflecken auftreten würden, die das sicherste Todeszeichen sind.
Im Helios-Krankenhaus gibt es wohl einen Verabschiedungsraum und einen christlichen Begleiter; auf Anfrage kann auch ein Vertreter anderer Religionen kontaktiert werden.
Als wichtigste „Instanzen“ im Umgang mit jedem Kranken und Sterbenden nannte er den Patientenwillen, der durch eine Patientenverfügung bzw. die Angehörigen ausgedrückt werden kann. Der Patientenwille bildet die Grundlage für die Gespräche von Ärzten und Pflegekräften über ethisch sinnvolle Behandlungen am Ende des Lebens. Es muss entschieden werden, ob eine weitere kurative Behandlung, z.B. durch künstliche Beatmung mit dem Ziel der Heilung angemessen ist oder nur noch palliativ, d.h. sterbebegleitend behandelt werden soll.
Leider wird die kurative Behandlung eher selten auf eine palliative umgestellt, da das Krankenhaus viel Geld für die Behandlung z.B. durch Beatmung erhält.
Uns hat am meisten überrascht, dass in jede medizinische Behandlung eingewilligt werden muss, da es sich sonst um Körperverletzung handelt.
Abgesehen davon zeigte Herr Möller uns den Unterschied zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe auf. Die aktive Sterbehilfe habe die Absicht das Leben aktiv zu verkürzen und sein in Deutschland verboten. Passive Sterbehilfe bestehe darin, auf kurative Behandlungen zu verzichten und z.B. Schmerzmittel zu geben, deren Nebenwirkung beispielsweise eine Atemdepression zur Folge habe und somit auch lebensverkürzend wirke.
Als letztes Thema behandelte Herr Möller das Thema Organspende, das eine wichtige Rolle in der Medizin spiele. Er erklärte uns, dass ein Mensch Organe spenden könne, wenn der Hirntod eingetreten sei. Um dieses festzustellen dürften keine Medikamente im Blut sein. Es werde ein EEG gemacht, dass das Fehlen von Gehirnströmen zeigen müsse. Der Patient werde außerdem auf Reize getestet, um z.B. festzustellen, dass das Atmen nicht mehr provoziert werden kann. Abschließend würde der Sauerstoffgehalt des Blutes überprüft. Diese Untersuchungen würden von einem zweiten Arzt 24 Stunden später wiederholt. Erst nach Feststellung des Hirntodes durch diese zwei Ärzte, könne der Patient Organe spenden, wenn er einen Organspendeausweis habe, der festlegt, welche Organe gespendet werden dürfen bzw. Angehörige den Patientenwillen hierzu ausdrücken.
Zum Schluss möchten wir Herrn Möller zitieren: „Ich fürchte nichts, ich erwarte nichts, ich bin frei.“ Mit diesen Worten beschrieb er seine Sichtweise des Todes.
Das Gespräch mit Herrn Möller hat uns allen gut gefallen und unseren Religionsunterricht vorangebracht.
Wir danken Herrn Möller für seinen Besuch und die Beantwortung unserer Fragen.