Mathematische Spaziergänge in der 9 und EF
Den Satz des Pythagoras braucht man doch im echten Leben gar nicht? Die Ableitung ist doch nur ein mathematisches Konstrukt? Die Klasse 9C und ein EF-Mathe-Kurs von Herrn Wilden wurden am 20.10.2022 und 03.11.2022 im Rahmen sogenannter mathematischer Spaziergänge eines Besseren belehrt!
Dabei haben die Schülerinnen und Schüler durch aktives Ausprobieren und Rechnen gemerkt, dass ihre aktuellen Themen im Mathe-Unterricht durchaus „im echten Leben“ angewendet werden können – trotz Taschenrechner und Co!
Die mathematischen Spaziergänge wurden von einer Projektgruppe der Universität Bonn erstellt und in fertigen Broschüren an interessierte Schulen, Lehrerinnen und Lehrer geschickt. In dem Rahmen wurde auch eine gesonderte Broschüre für beide Sekundarstufen explizit für geeignete Plätze und Orte im Siegburger Stadtgebiet zusammengestellt. Für beide ausgesuchten Spaziergänge kam das Gebäude der Kreissparkasse am S-Carré in Frage. Dies wurde durch die Filialleiterin im Vorhinein mit Freude genehmigt.
So musste die 9C arbeitsteilig und in Gruppen immer wieder den Satz des Pythagoras anwenden, um verschiedene Fragen zu lösen: Reicht die Leiter des Siegburger Feuerwehrwagens, um das Vordach des Gebäudes vom Boden aus zu erreichen? Ab welcher Entfernung kann die äußerste Sicherheitskamera das Gesicht der Menschen scharf erkennen? Passt ein neuer Empfangstresen für die Bank durch die vorhandene Eingangstür?
Natürlich waren nicht alle Rechenwege und Ansätze auf den ersten Blick zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler mussten erst das richtige Vorgehen erforschen und erforderliche Maße selber ausmessen. Dazu zählte die Breite und Höhe der Tür, die Höhe einer Säule des Vordachs sowie die eigene Körpergröße. Die Erkenntnis war am Ende allen klar: Der Taschenrechner hilft zwar, ohne den Satz des Pythagoras sind diese Probleme aber erstmal nicht zu lösen! Dementsprechend groß war auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler, diese echten Aufgaben zu lösen.
Beim Spaziergang des EF-Kurses wurde hingegen das neue Konzept der „momentanen Änderungsrate“ kennengelernt: Dazu mussten die Gruppen ebenfalls an der Kreissparkasse eine Rampe ausmessen, Bälle hinunterrollen lassen, die Zeit für bestimmte Abschnitte messen und so die Geschwindigkeit berechnen. Während zunächst die gesamte Rampe gemessen wurde, wurden die Messintervalle ausgehend vom Ende der Rampe immer weiter verkürzt, sodass schließlich die näherungsweise Endgeschwindigkeit berechnet wurde. Mathematisch haben die Schülerinnen und Schüler so den Übergang von der Durchschnittsgeschwindigkeit zur Geschwindigkeit an einer bestimmten Stelle praktisch kennengelernt – und so ein wichtiges Thema im aktuellen Unterricht eingeleitet.
Die Begeisterung war in beiden Kursen groß, insbesondere durch das praktische Anwenden mit Überlegen, Ausprobieren, Messen und Berechnen von sonst eher theoretischen Inhalten. Auch einige Passanten haben zwischenzeitlich interessiert zugeschaut und nachgefragt. Zukünftig wird man also bestimmt noch öfter Schülerinnen und Schüler vom GSA in Siegburg sehen, die mathematisch unterwegs sind!
(Text und Fotos: Wilden)