Exkursion der Französischprofilklasse 6d des Gymnasiums Siegburg Alleestraße nach Metz
„In der Schule gilt häufig noch der Grundsatz `Erst lernen, dann gebrauchen´ – Eine Sprache lernt man aber, indem man sie gebraucht.“ (Otto Jespersen, Linguist)
Das dachten sich auch die Schülerinnen und Schüler der Französischprofilklasse 6d des Gymnasiums Siegburg Alleestraße, als sie mit ihrer Französischlehrerin Ramona Hunzelmann den Entschluss fassten, einen Kurztrip nach Metz zu veranstalten, um bereits im zweiten Lernjahr der zweiten Fremdsprache ein wenig französische Luft zu schnuppern und den französischen Schulalltag am Collège Albert Camus mitzuerleben. Wochenlang verkaufte die Klasse in den Pausen Kuchen, Muffins und Waffeln, um Geld für die Fahrt zu verdienen. Und das lohnte sich!
Am 14.06. machte sich die 6d auf den Weg nach Metz und kam nachmittags in der einfachen, aber authentischen Jugendherberge an. Sofort ging es los, um die Stadt zu erkunden – schließlich sollten noch die Kathedrale, das deutsche Tor und ein französischer Markt bestaunt und von einigen Schülerinnen und Schülern vorbereitete Vorträge zu den Sehenswürdigkeiten gehalten werden. Auch für ein Eis, den Kauf eines Souvenirs und den Besuch einer traditionellen französischen Bäckerei mit köstlichen Eclairs war während des anschließenden Stadtbummels noch Zeit. Und nach dem Abendessen auf der Wiese hinter der Jugendherberge wurden dann auch die ersten deutsch-französischen Kontakte geknüpft. Französisch spricht sich plötzlich so leicht, wenn man nur einen wirklich wichtigen Grund dazu hat: den Fußball der Franzosen! Gut, dass das Eis schon einmal gebrochen war, denn am nächsten Tag ging es dann in eine französische Schule, wo die Deutschlehrerin Madame Kraus bereits mit ihrem aufgeregten Deutschkurs wartete. Nach ein paar Kennenlernspielen zeigten die französischen Schülerinnen und Schüler den Deutschen ihre Schule und alle bastelten gemeinsam Plakate aus ihren Handabdrücken, in die sie einen kleinen Steckbrief über sich selbst auf der jeweiligen Fremdsprache schrieben.
Eines dieser Plakate durfte die Klasse 6d dann als Andenken mit nach Hause nehmen. Den Höhepunkt des Besuchs bildete jedoch die Teilnahme der deutschen Schülerinnen und Schüler am Unterricht, in denen Sprechanlässe zwischen Franzosen und Deutschen geschaffen wurden. So gestalteten sie etwa in Informatik gemeinsam sogenannte „Vokis“, digitale Figuren, mit denen sich Deutsche und Franzosen gegenseitig auf der jeweiligen Fremdsprache vorstellten, oder erarbeiteten im Sportunterricht in internationalen Kleingruppen StepAerobic-Choreografien.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es dann für die Deutschen schon wieder Richtung Heimat, doch es schien kein Abschied für immer zu sein. Eigentlich sind Handys auf Schulausflügen nicht gern gesehen, doch bei der Frage: „Darf ich meinen Arm bitte ganz schnell abfotografieren? Sonst verwischt das alles!“ und einen Blick auf den mit Telefonnummern vollgekritzelten Unterarm der Schülerin wurde eine Ausnahme gemacht.
Das Ziel des Ausflugs schien jedenfalls erreicht: Hemmungen abbauen, ins Gespräch kommen, Sprachbarrieren überwinden und wissen, wofür man eigentlich ständig französische Grammatik und Vokabeln paukt. Weil man nämlich plötzlich mit Menschen kommunizieren und Freundschaften schließen kann, die man noch vor einem Jahr nur Schultern zuckend angeschaut hätte. Sprachen, lieber Herr Jespersen, lernt man nämlich vor allem, damit man sie gebraucht.
(Bilder: Eden, Text: Hille Eden)