Der Differenzierungskurs „Geographie-Physik“ der Jahrgangsstufe 8 des GSA nahm an einem zdi-Workshop der Sternwarte Bochum teil
Noch vor der ersten Unterrichtsstunde machten sich die „Fernerkundler“ des neuen MINT-Differenzierungsfachs „Geographie-Physik“ der Jahrgangsstufe 8 mit dem Bus auf den Weg nach Bochum. Mit an Bord war auch die Wissenschaftlerin Claudia Lindern der Ruhr-Universität Bochum, die den Schülerinnen und Schülern ihre bald erscheinende und natürlich selbst programmierte App „Von der Erde zum Mond und zurück – Gravitation im Erde-Mond-System“ auf der Fahrt kurz vorstellte. Dank der Kooperationsvereinbarung zwischen der Arbeitsgruppe Geomatik der Ruhr-Uni Bochum und dem Gymnasium Siegburg Alleestraße wurde ein außerschulischer Lernort – dieses Mal ein historischer Ort der Raumfahrt – als gemeinsame Veranstaltung ausgewählt.
Kurz vor der lang ersehnten Ankunft tauchte plötzlich inmitten des Bochumer Wohngebietes Sundern ein riesiger weißer Ballon vor den Augen der Mitfahrenden auf.
Das Radom der Sternwarte Bochum, unter dem sich eine überdimensional große Parabolantenne verbirgt, wirkte zwischen den Wohnhäusern im Grünen irgendwie außergewöhnlich. Außergewöhnlich ist aber auch die Geschichte der Sternwarte Bochum, die 1946 in Privatinitiative von Heinz Kaminski gegründet wurde und heute als Institut für Zukunfts- und Umweltforschung als Weiterbildungseinrichtung durch das Land NRW gefördert wird. Bekannt wurde die Sternwarte als sie 1957 als erstes Institut in Westeuropa die Signale des russischen Satelliten „Sputnik“ empfing und Bochum somit zum „Weltraumnachrichtenplatz Europas“ machte. Wer hätte das von Bochum gedacht?
Der Nachfolger Kaminskis, Herr Thilo Elsner, empfing die Siegburger und sorgte noch für einiges Faszinierendes an diesem Tag. Zuerst ging es in das Radom, das nur durch eine Luftschleuse zu betreten ist, da sonst die durch Druckluft gehaltene Antennenkuppel in sich zusammenfallen würde. Die riesige, 20 Meter große Parabolantenne im Inneren des Radoms war jedoch nicht das einzige, das zum Staunen nebst Druck auf den Ohren anregte. Die komplette Geschichte der Raumfahrt und damit auch die historischen Ereignisse des Wettlaufs zweier politischer Systeme im All präsentierte Herr Elsner der Gruppe aus Siegburg anhand zahlreicher historischer Exponate unterhalb der Kuppel. Unter dem Titel „Kosmos, Kommunismus und Kalter Krieg“ veranschaulichte er deutlich, wie die Raumfahrt für politische Motive instrumentalisiert wurde.
Heute verfügt die Sternwarte über mehrere Antennenanlagen für den Datenempfang von geostationären und erdumlaufenden Satelliten sowie interplanetaren Raumflugkörpern, was anhand der Sonderausstellung zur Fernerkundung anschaulich erklärt werden konnte. 2009 konnten durch die Parabolantenne Signale der Venus empfangen werden, weshalb die Raumfahrtbehörde NASA in Zukunft Bochum um Mithilfe gebeten hat. Wahrlich faszinierend!
Nach der beeindruckenden Theorie ging es im zweiten Teil des Vormittages zur praktischen Anwendung im Rahmen eines zdi-Workshops über. Die Schüler sollten ihr Wissen zur geometrischen Optik im Teilbereich „Physik“ durch den Bau eines Linsenfernrohrs vertiefen. Durch diese „Urform“ des modernen Teleskops wurden schließlich die ersten astronomischen Erkenntnisse erst möglich. Im eigens dafür eingerichteten Schülerlabor der Sternwarte wurde in den nächsten Stunden dann ordentlich gebastelt und experimentiert. Schlussendlich hatte dann jeder sein persönlich konstruiertes und voll funktionsfähiges Linsenfernrohr für den Privatgebrauch in der Hand. Dass dieses dann auch direkt ausprobiert werden musste, steht natürlich außer Frage. Doch Herr Elsner warnte die Forscher gewissenhaft vor dem direkten Blick in die Sonne. Man kann sich jedoch gut vorstellen, dass der ein oder der andere beim nächsten wolkenfreien Nachthimmel die Sterne ganz genau beobachten wird. Wirklich „faszinierend“.
Das Programm des kooperativen Arrangements in der Sternwarte Bochum wurde im Rahmen einer Hörfunk-Berichterstattung für die Sendung „Neugier genügt“ des WDR aufgezeichnet. Der Sendetermin wird über die Homepage bekannt gegeben.
Ein besonderer Dank gilt dem Förderverein der Schule, der sich mit einem finanziellen Zuschuss an den Fahrtkosten nach Bochum beteiligt hat.
hier: Radioreportage im WDR 5 in der Sendung “Neugier genügt”
(Text: cm, Fotos: Müller)