Der Deutsch-Grundkurs der Q2 des Gymnasium Siegburg Alleestraße auf einer historischen Spurensuche
Ein 17-jährigen Junge, der in Österreich in Zeiten des erstarkenden Nationalsozialismus erwachsen wird und viele Krisen überwältigt. Dies ist die Grundgeschichte des Romans „Der Trafikant“ von Robert Seethaler. Im Buch taucht auch eine sehr wichtige Autoritäts- und Vertrauensperson auf, der jüdische Professor Siegmund Freud, der jedoch am Ende des Romans nach London ins Exil flüchten muss. Mit diesem Roman hat sich der Deutsch-Grundkurs von Frau Monika Abillera der Q2 intensiv auseinandergesetzt und zum Abschluss an einer Führung durch Siegburg teilgenommen. Mit der bewegenden Geschichte im Hinterkopf, bot es sich an, über die Vergangenheit der Stadt zu informieren.
Stefanie Kemp erklärte hierbei den interessierten Schülerinnen und Schüler viel über das frühere jüdische Leben in ihrer Stadt. Als Siegburger Schule, die direkt im Zentrum der Stadt liegt, liegt also nicht nur das Interesse nahe. Frau Kemp erklärte zunächst, dass das jüdische Leben in Siegburg Ende des 19. Jahrhunderts begonnen habe, indem sich eine Gemeinde von ca. 400 Juden bildete.
Sie hatten alle Rechte, waren sehr gut integriert und hatten sogar ihre eigene Synagoge in der Holzgasse. Heute befindet sich an diesem Ort ein Denkmal in Form eines sechseckigen Brunnens, der den Davidstern symbolisieren soll.
Der jüdische Friedhof auf der Heinrichstraße, der momentan einer der größten des Rheinlands ist, war allen Schülern bekannt. Durch eine sehr interaktive Führung erklärte Kemp hierzu, dass es aktuell ca. 340 Grabsteine auf dem Friedhof gebe, wobei der älteste aus dem Jahr 1696 und der jüngste aus dem 20 Jahrhunde stamme. Einer der letzten Personen, die auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben, war Ilse Fröhlich – ein aus Siegburg stammendes Mädchen, welches sich zusammen mit ihrem Verlobten, Rudolf Marx, in der Verzweiflung über den NS-Terror, erschossen hatte. Der originale Abschiedsbrief der jungen Frau hängt im Stadtmuseum und ging vielen Schülern besonders nahe. „Die Lebens- und Liebesgeschichte der beiden ist echt bedrückend und macht mich traurig. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso so etwas Schlimmes passieren konnte.“, meinte eine Schülerin. „Ich bin schlechthin sprachlos, gerade da Ilse Fröhlich nicht viel älter war als wir es momentan sind.“
Während der Führung wurden einige weitere erschreckende Informationen über die Stadt während des Nationalsozialismus diskutiert, wie beispielsweise der Fakt, dass der Siegburger Marktplatz früher „Adolf-Hitler-Platz“ hieß. Durchweg hatte die NSDAP einen großen Einfluss in viele verschiedene Bereiche des Lebens der Menschen. Sportvereine gab es nur in der Parteistruktur (HJ und BDM), Hitler wurde für viele als Religionsersatz mit Hilfe von seinem Antlitz, Kinderspiele wurden verändert um den Minderjährigen den Krieg näher zu bringen, harmlose Fußball–Sammelkarten wurden nun mit Portraits von Hitler bedruckt und zu Weihnachten gab es Kekse in Form von Hakenkreuzen. Erschüttert wurde der Kurs auch durch eine Rede des Parteiführers, in der er über die HJ und den BDM sprach: „Und sie werden nicht mehr frei sein – ihr ganzes Leben“. Die Leben vieler wurden verändert und vor allem Juden wurden immer weiter eingeschränkt und waren dann gefährdet. Beispielsweise wurde das ehemalige Geschäft „Rhela“, indem heute Zeemann zu finden ist und früher von einem Juden geleitet wurde, nach den Reichstagswahlen von SS-Leuten besetzt. Eine vollständige Deportation gab es 1942 und beendete damit das jüdische Leben in Siegburg.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Schülerinnen und Schüler des GSAs sehr viele bleibende Eindrücke über die Vergangenheit ihrer Stadt hatten und viele neue Informationen gelernt haben.
Auch die Geschichte des Trafikanten macht der jungen Generation bewusst, dass man aus unserer schrecklichen Vergangenheit lernen und diese an folgende Generationen weitergeben muss, denn Ähnliches darf nie mehr passieren.
(Text: Klein, Siegberg)
