DDR-Zeitzeuge Günter Heinzel berichtete Oberstufenschülern des Gymnasiums Siegburg Alleestraße von seiner Flucht in den Westen
„Mit dem Bau der Mauer war alles vorbei.“ Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so aufmerksam lauschten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Siegburg Alleestraße dem preisgekrönten Autoren bei der Lesung aus seinem Buch „Zwei plus Vier“, in dem er von seiner Flucht aus der DDR berichtet.
Heinzel wuchs in der DDR auf und war 13 Jahre alt, als 1961 die Mauer gebaut wurde – und erlebte damit dieses Ereignis als Schüler. Die sozialistische Propaganda, die auf seinem damaligen Gymnasium betrieben wurde, konnte der kritische Schüler jedoch nicht mit seiner Lebenswelt in Einklang bringen. Als er diese Skepsis in der Schule zum Ausdruck brachte, ließ sein Lehrer ihn deutlich spüren, dass Kritik am Sozialismus der DDR unerwünscht war. Für die Schüler des GSA unvorstellbar – werden sie doch täglich in der Schule zum kritischen Denken ermutigt. In dem jungen Heinzel entwickelte sich der Wunsch zur Flucht in die BRD. Doch beim Versuch, die Grenze zu überqueren, wurde er festgenommen und verbrachte ein Jahr in Haft. Erst mit Anfang 20 gelang Heinzel mit der Hilfe eines ehemaligen Mithäftlings die Flucht in den Westen. Seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau konnte er erst zwei Jahre später zur Flucht verhelfen.
Eindrucksvoll beschrieb der heute 71-Jährige die Gefühle der Angst, der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und der Wut. Seine Zuhörer waren wie gebannt, so unvorstellbar erschien der Bericht dieses Mannes, der all diese Dinge wirklich erlebt hatte. Diese stehen natürlich auch in ihren Geschichtsbüchern, doch die Erzählungen eines Zeitzeugen gehen näher, machen betroffen und regen zum Nachdenken an. Außerdem lassen sich die Geschichtsbücher nicht so gut löchern wie Günter Heinzel. Geduldig beantwortete er die Fragen, die den Schülern auf der Seele zu brennen schienen.
Eins ist klar, als Heinzel seinen Vortrag beendete: Die Geschichte dieses Mannes wird keiner der Schüler so schnell vergessen. Was damals in Deutschland passierte, auch nicht.
(Text: Eden/Klein, Fotos: Hille Eden)