Holocaust-Erinnerungsveranstaltungen am Gymnasium Alleestraße
Vor 75 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte bei der offiziellen Holocaust-Gedenkveranstaltung in Yad Vashem in Jerusalem am 23. Januar 2020: „Es bleibt die eine Antwort: Nie wieder! Niemals wieder! Deshalb darf es keinen Schlussstrich unter das Erinnern geben.
Dieser gesellschaftlichen Verantwortung fühlt sich auch das GSA verpflichtet und gestaltete in der vergangenen Woche zwei Erinnerungsveranstaltung für die Schülerrinnen und Schüler der 9. Klassen sowie für die gesamte Jahrgangsstufe der Q1.
Die Journalistin Angela Krumpen stellte in ihrer multimedialen Lesung das Buch „Spiel mir das Lied vom Leben. Judith und der Junge von Schindlers Liste.“ vor. Das Buch erzählt die Geschichte von Jerzy Gross, der auf Schindlers Liste stand und nur dadurch den Holocaust überleben konnte. Jerzy Gross, dessen Sohn persönlich anwesend war, erzählte der damals elfjährigen Junggeigerin Judith Stapf seine Geschichte, die nun von Angela Krumpen auf bewegende Weise an die 9. Jahrgangsstufe vom GSA weitergegeben wurde.
Die Nationalsozialisten zwangen das Kind Jerzy Gross mit seiner Familie in zwei Ghettos und drei Konzentrationslager. Er überlebte. Anders als Vater, Mutter, Bruder und mehr als 60 andere Mitglieder seiner Familie, die ermordet wurden. Nach dem Krieg studierte er Violine in Warschau.
Erst durch den Kontakt mit Judith erzählte Jerzy Gross seine Geschichte der Öffentlichkeit. Beide verband die Liebe zur Geigenmusik. Der Solist und Kammermusiker Paul Rosner verdeutlichte eben diese musikalische Verbindung in der Aula des GSA durch sein ergreifendes Geigenspiel.
Das Zusammenspiel von Wort, Bild und Musik beeindruckte nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch alle Anwesenden. Frau Dr. Haase-Mühlbauer (Stellvertretende Bürgermeisterin) stellte die Bedeutung des Erinnerns in ihrem einführenden Grußwort heraus. Sie ermutigte die Jugendlichen dazu, sich gerade in heutigen Zeiten für mehr Menschlichkeit einzusetzen und couragiert zu handeln. In Erinnerung werden auch die Worte der Journalistin Angela Krumpen bleiben, die der 9. Jahrgangsstufe zurief: Mut ist ein Muskel, der trainiert werden kann!
Diese Veranstaltung wurde durch den Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln ermöglicht. Ein herzlicher Dank gilt daher Herrn Norbert Michels.
Mutig handelte auch Oskar Schindler, dessen Leben von Herrn Dr. Werner Schneider der Jahrgangsstufe der Q1 am Beispiel des Films „Schindlers Liste“ vorgestellt wurde. Sein Vortrag mit dem Titel „Oskar Schindler – Ein Nazi wird zum Symbol für Menschlichkeit und Zivilcourage“ zeigte die Ambivalenz der Figur Schindler eindrucksvoll auf. Verdeutlicht wurden hierbei die eingängigen Worte von ausgewählten Filmsequenzen des Steven Spielbergs Epos. Die Schülerinnen und Schüler hörten den Ausführungen mit großem Interesse und gleichzeitigem Entsetzen zu.
Herr Dr Schneider beendete seinen Vortrag mit der Aufforderung: „Dieser einzige Mensch, der die Welt verändern kann, muss kein Oskar Schindler sein, muss keine Greta Thunberg sein. Jeder von uns kann dieser einzige Mensch sein. Aber dieser einzige Mensch muss denken können und muss bereit sein, dies auch zu tun.“
Inspiriert von diesem Vortrag suchten einige Schülerinnen und Schüler im Anschluss das Gespräch mit Herrn Dr. Schneider. Die Idee einer zukünftigen Projektarbeit zur Person Oskar Schindler wurde an diesem Vormittag geboren.
Beide Veranstaltungen am GSA ermutigten die jungen Menschen, die Erinnerung wachzuhalten und in der Gegenwart für Demokratie einzutreten. Denn: Mut ist ein Muskel, den man trainieren kann und muss!
Text: A. Heinzen/ R. Hagedorn