Das MINT-Pilotprojekt „Geographie-Physik“ in Kooperation mit den Universitäten Bonn und Bochum geht in die nächste Runde
„Die im Elfenbeinturm sitzen, werden selbst schnell genug zum Museumsprojekt“, sagte schon der Aphoristiker Martin Gerhard Reisenberg. Dass die Wissenschaft kein solcher ist, beweisen seit dem Schuljahr 2016/17 die Universität Bonn und die Ruhr-Universität Bochum. Beide engagieren sich bei der Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Siegburg Alleestraße und bieten diesen die Möglichkeit, im neuen MINT-Differenzierungsfach „Geographie-Physik“ mit dem Teilbereich Fernerkundung auf modernste Forschung zurückzugreifen. Nun kamen Vertreter der Arbeitsgruppe Fernerkundung (RSRG) der Universität Bonn und der Arbeitsgruppe Geomatik (GRG) der Ruhr-Universität Bochum, um ein Zwischenfazit zu ziehen und die Zusammenarbeit zu bewerten. Schulleiterin Sabine Trautwein begrüßte hierfür die Wissenschaftler Frau Lindner, Herrn Professor Greve und Herrn Dr. Schultz und man besprach gemeinsame Projekte.
Durch die Projekte „Fernerkundung in Schulen (FIS)“, „Columbus Eye – Live-Bilder von der ISS im Schulunterricht“ sowie „KEPLER ISS – Kompetenzorientiertes, erfahrungsbasiertes und praktisches Lernen mit Erdbeobachtung von der ISS“ erhalten die GSA-Pilot-Lerngruppen in diesem neuen MINT-Schulfach die Möglichkeit, die fächerverbindenden Grundlagen der satellitengestützten Fernerkundung sowie die digitale Auswertung dieser Daten zu erlernen. Dabei mussten für „Geographie-Physik“ neue Unterrichtsmaterialien entwickelt werden („FIS“, „Columbus Eye“ und „KEPLER ISS“), die sogar vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert werden. Neuste Forschungsergebnisse direkt von der Universität an die Schule.
Eine Kooperation, die beiden hilft! Übergeordnetes Ziel der Kooperationen zwischen den Universitäten und dem GSA ist eine Intensivierung des Austausches zwischen schulischer Praxis und universitärer Lehre und Forschung. Dadurch soll eine Stärkung von Theoriewissen und Praxiserfahrung im Bereich der bildungswissenschaftlichen Forschung und Anwendung ermöglicht werden. Darauf aufbauend können die Geographischen Institute der Universitäten Bonn und Bochum und daran anschließende Exkursionen als außerschulische Lern- und Bildungsorte für Schüler sowie für Lehrkräfte der Fachschaften Geographie und Physik den Austausch zwischen Schulpraxis und universitärer Lehre und Forschung ergänzen. Umgekehrt erhalten Lehramtsstudierende die Möglichkeit, Schulpraxis am Beispiel dieses neuen Schulfachkonzeptes am GSA zu erfahren.
Nach einem ersten Probedurchlauf in den Schuljahren 2016/17 sowie 2017/18 kann durch den Rücklauf der stetigen Schüler- und Lehrerevaluationen auf ein erfolgreiches Leuchtturmprojekt in Form eines neuen fächerverbindenden Schulfachkonzeptes im MINT-Differenzierungsbereich am GSA zurück geblickt werden: Erdbeobachtung via „Augmented Reality“, der erweiterten Realität durch Lernapps auf dem Smartphone, Livebilder und -videos von der Internationalen Raumstation ISS im Klassenraum, fächerverbindende Exkursionen zu verschiedenen Bildungsorten, Geocaching via GPS, Expertengespräche und vieles mehr.
Neben der Begeisterung der Kooperationspartner ist aber natürlich auch die Meinung der Schülerinnen und Schüler gefragt. Diese wurde durch anonyme Fragebögen in die Evaluation mit eingebracht. „Ich bin sehr dankbar, dass das neue MINT-Fach von den Schülerinnen und Schülern an unserer Schule sehr gut angenommen wird und im Vergleich zum ersten Jahrgang deutlich mehr Mädchen das Schulfach „Geographie-Physik“ wählen. Ich wünsche mir, dass sich dieser Trend fortsetzen wird (…)“ so Christina Müller, die als Geographielehrerin das MINT-Fach in Kooperation mit den Universitäten am GSA initiiert hat. Die Wissenschaftlerin Claudia Lindner, die an diesem Tag noch ihre selbst programmierte Lernapp „Gravitation im Erde-Mond-System“ in den Lerngruppen vorstellen und testen konnte, betonte noch einmal, wie wichtig die Evaluation am GSA für die weitere Entwicklung von multimedialen MINT-Lerneinheiten für die Arbeitsgruppen sei. Um auch schon die ganz jungen Schüler mit dem Projekt „Fernerkundung in Schulen“ zu erreichen, wurde an diesem Tag noch bei den „Kleinen Entdeckern“ im Fach Geographie eine Unterrichtseinheit für Grundschüler durch die Wissenschaftler am GSA angeboten.
Als Quintessenz kann festgehalten werden, dass die Synergieeffekte dieser trilateralen Kooperation in Verbindung mit dem neuem MINT-Fach „Geographie-Physik“ nun im dritten Schuljahrgang am GSA für Schüler, Lehrer und Wissenschaftler deutlich erfahrbar sind. Mit dieser Erkenntnis können alle Kooperationspartner auf eine auch zukünftig erfolgversprechende Zusammenarbeit blicken.
Text: Klein/Müller
Fotos: Hans Klein, Christina Müller