Eine unterrichtsbegleitende und von Experten geführte Exkursion ins Ahrtal
Dieser Fragestellung gingen die Schülerinnen und Schüler des Differenzierungskurses Geographie-Physik, der Begabtenförderung sowie der AG Fernerkundung im Rahmen einer unterrichtsbegleitenden und von Experten geführten Exkursion im Ahrtal nach. Die Folgen der Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 sind für die betroffene Bevölkerung bis heute nicht nur immer noch sichtbar, sondern werden den Siedlungsraum und die damit verbundene Infrastruktur des Ahrtals für das nächste Jahrzehnt noch dauerhaft prägen.


Der Geograph und pensionierte Lehrer Winfried Sander, der beim BUND für die Kreisgruppe Ahrweiler aktiv ist, veranschaulichte der Exkursionsgruppe an ausgewählten Standorten im Ahrtal die drastischen Auswirkungen der Flutnacht für den Kultur- und Naturraum. Insbesondere im einst idyllischen Örtchen Altenahr, in dem sich die Ahr in einer engen Schleife um hohe Felsen bis ins Langfigtal windet, sind die Spuren der Naturkatastrophe besonders gravierend. Bis heute gleicht der Talabschnitt einer Baustelle
Eines der artenreichsten Naturschutzgebiete in Deutschland wurde durch schwere Bagger- und Planierarbeiten beim Aufräumen von Autowracks und Geröll leider nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kommt, dass die Ahr derzeit an einigen Stellen wieder „zurückkanalisiert“ wird, was wiederum gravierende Folgen für künftige Hochwasserereignisse mit sich bringen wird. Für die noch an den Talhängen ansässige Bevölkerung, die an Orten wie in Altenahr die komplette städtische und touristische Infrastruktur im Ortskern verloren hat, stellt sich die Frage nach einem geeigneten Hochwasserschutzkonzept, das – realistisch betrachtet – jedoch einige Zeit noch in Anspruch nehmen wird.


Im unterrichtsbegleitenden digitalen Expertengespräch mit Frau Claudia Lindner der AG Geomatik der Ruhr-Universität Bochum wurden die Exkursionsteilnehmenden über die Möglichkeiten der satellitengestützten Erdbeobachtung bei der Vor- und Nachsorge von derartigen Hochwasserereignissen unterrichtet. Vor Ort wurde der Exkursionsgruppe jedoch schnell deutlich, dass die Umsetzung der technischen Möglichkeiten von den unterschiedlichsten Rahmenbedingungen wie auch Interessenlagen abhängig sein kann. Besonders gefährdete Siedlungsbereiche an der Ahr werden – wie in Altenburg – in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr aufgebaut werden. Bis heute stehen einige zerstörte „Fluthäuser“ als eine Art Mahnmal unverändert im flussnahen Siedlungsbereich. Die mögliche persönliche Geschichte der betroffenen Menschen hinter den verlorenen Häusern stimmt dabei alle sehr nachdenklich. Ist – aus geographischer Perspektive – das Bauen am Fluss nicht grundsätzlich ein erhöhtes Risiko für den Menschen?
In Dümpelfeld erläuterte die für den Kreis Ahrweiler arbeitende Biologin, Frau Dr. Maria Dommermuth, das an der Ahr liegenden Naturschutzgroßprojekt „Obere Ahr-Hocheifel“. Der Bund, das Land Rheinland-Pfalz und der Kreis Ahrweiler fördern das Naturschutzgroßprojekt „Obere Ahr-Hocheifel“, um die Renaturierung des Gewässersystems zu erreichen. Die Auswirkungen der Flutkatastrophe auf die Tierwelt konnten den Schülerinnen und Schüler – auch durch den Exkursionsstandort unmittelbar an der Ahr – anschaulich verdeutlicht werden.
Am letzten Exkursionsstandort – im Schullandheim „Am Aremberg“ – angekommen, resümierte die Lerngruppe ihre Eindrücke über die vorgenommene Ahrtalexkursion. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es wahrscheinlich noch einige Jahre dauern wird, bis die Auswirkungen der Flutkatstrophe vollständig beseitigt sein werden und ein dem Natur- und Hochwasserschutz angepasstes Siedlungs- und Infrastrukturkonzept für das Ahrtal konzipiert sein wird.
Ein ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau Dr. Maria Dommermuth und Herrn Winfried Sander für die Vor- und Nachbereitung der Ahrtalexkursion mit den Lerngruppen des GSA.
(Text: Dr. Christina Müller – Fotos: Dr. Müller/Slika)