Der Differenzierungskurs „Geographie-Physik“ der Jahrgangsstufe 8 auf Spurensuche nach aktivem Vulkanismus in der Eifel
Erst im Januar veröffentlichten Wissenschaftler, dass die Aktivitätsphase des Laacher-See-Vulkans in der Osteifel noch nicht beendet ist und es in Zukunft wieder zu einem Ausbruch kommen könnte. Durch eine Erdbebenserie in bis zu 45 Kilometer Tiefe, die sich seit 2013 ereignet hat, konnten die Geophysiker in ihrer Studie Anhaltspunkte erkennen, dass derzeit unter dem Laacher See sogenannte magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen. „Ein möglicher Vulkanausbruch bei uns in der Nähe?!“ Die Schülerinnen und Schüler des Differenzierungskurses „Geographie-Physik“ waren ein wenig entsetzt, denn die möglichen Folgen einer Vulkaneruption hatten sie bereits im Unterricht erarbeitet. Beim letzten Ausbruch des Laacher-See-Vulkans vor etwa 13.000 Jahren konnten Ascheablagerungen sogar bis nach Südschweden und Norditalien nachgewiesen werden.
Um dieser erst kürzlich veröffentlichten Studie auf den Grund zu gehen, ging es nun für die jungen Geophysikforschenden mit dem freundlicherweise vom Förderverein finanzierten Reisebus nach Mendig in den Lava-Dome, dem Deutschen Vulkanmuseum, das den Eifelvulkanismus mit interaktiven Forschungsstationen seinen Besuchern veranschaulicht.
Die Wissenschaftlerin Claudia Lindner der Arbeitsgruppe Geomatik der Universität Bochum begleitete das Forschungsteam des Gymnasiums Siegburg Alleestraße (GSA), um mit ihren aktuellen Untersuchungen des Gebiets um den Laacher See anhand von Satellitendaten bei einigen jungen Forschenden die Angst vor einen akuten Vulkanausbruch zu nehmen. Die Exkursion wurde vor dem Hintergrund der Kooperationen mit den Arbeitsgruppen Fernerkundung und Geomatik der Universitäten Bonn und Bochum geplant, um den Austausch zwischen Schulpraxis und universitärer Lehre und Forschung zu fördern.
Auch wenn der Eifel-Vulkanismus noch nicht erloschen ist, hat die Befüllung der oberen Magmakammern beim letzten Ausbruch des Laacher-See-Vulkans rund 30.000 Jahre gedauert. „Dementsprechend können wir davon ausgehen, dass der Vulkan in den nächsten Jahren noch nicht ausbrechen wird“ erklärte die Wissenschaftlerin den GSAlern mit Blick auf den Laacher See, der an diesem Tag mit seinen von Schnee bedeckten Ufern so friedlich wirkte. Dass dieser Anblick jedoch täuschen kann, konnte das Team im Lava-Dome im „4-D-Erlebnisraum“ sowie im „Rundkino“ am eigenen Leib erfahren. In der „Vulkanwerkstatt“ konnten die Schülerinnen und Schüler anschließend ihr Wissen über Vulkanismus und Plattentektonik des ersten Schulhalbjahres testen, was dem Kurs mit Bravur gelang. Nach diesem doch eher theoretischen, wenn auch interaktiven Teil der Exkursion, ging es praktisch über 150 Stufen in 32 Meter Tiefe unter die Stadt Mendig. Die weltweit einzigartige unterirdische Landschaft aus erkalteten Lavaströmen entstand im späten Mittelalter durch den Abbau von Basaltlava als geeignetes Baumaterial. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die sogenannten Lavakeller, die sich insgesamt über eine Fläche von 3 km2 erstrecken, aufgrund der stets gleich-bleibenden Temperaturen von 6–9 °C zur Lagerung von Bier genutzt. Das unterirdische dunkle Labyrinth betraten einige Schülerinnen und Schüler mit gemischten Gefühlen, da nicht nur dicke und schwere Tropfen Wasser von den hohen Basaltdecken fielen, sondern die ein oder andere Fledermaus hier in einem der europaweit größten Fledermausquartiere ganz „relaxed“ an der Decke hängend ihren Winterschlaf genoss. So mutig kann Forscherarbeit sein! Text: Hans Klein, Christina Müller
Fotos: Abdellah Slika, Christina Müller